Direkter Urbanismus und stiller Aktivismus am Beispiel von WE PARAPOM! – ein Projekt für Chemnitz 2025

Barbara Holub zu Fragen von Barbara Büscher

Einführung

Paul Rajakovics und ich gründeten transparadiso 1999 als transdisziplinäre Praxis zwischen Kunst, Urbanismus und Architektur, zwischen Theorie und Praxis, um die aktuellen Herausforderungen von Stadtplanung und Stadtentwicklung aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln und für einen sozial engagierten Urbanismus einzutreten.

Beflügelt von der Aufbruchstimmung Mitte der 1990er-Jahre, die vor allem von innovativen ArchitektInnen und TheoretikerInnen in England wie Jeremy Till, Jonathan Hill und Jane Rendell (Hill 1998) als Kritik an vorherrschenden Planungsmethoden formuliert wurde, mussten wir jedoch erkennen, dass stadtplanerische Entscheidungen weiterhin von neoliberalen wirtschaftlichen Interessen getrieben werden – obgleich in den letzten zwanzig Jahren zunehmend auch andere „urban practitioners“[1] innovative Ansätze und Methoden entwickelt haben.

Aufgrund zunehmend unvorhersehbar veränderter Parameter können langfristige Perspektiven, mit denen Stadtplanung in den letzten Jahrzehnten agiert hat, nicht mehr prognostiziert werden. Das bedeutet aber nicht, dass keine Visionen positioniert werden sollen. So entwickelten wir (transparadiso) sukzessive, basierend auf unseren Erfahrungen, die Methode des direkten Urbanismus (Holub/Rajakovics 2013), in der Planung und Handlung verknüpft werden: Über künstlerisch-urbane Interventionen kann kurzfristig auf sich verändernde Parameter oder Anforderungen reagiert werden. Die Erfahrungen daraus fließen dann in die längerfristige Planung ein. So findet ein sich wechselseitig befruchtender Prozess des Austauschs zwischen direkter Aktion (mit Verweis auf Emma Goldman) und Planung statt. Direkter Urbanismus operiert als „dritte Ebene“ zwischen urban design und urban planning und agiert entgegen der Dichotomie von top down und bottom up.

Direkter Urbanismus und stiller Aktivismus scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich: direkt und still. Sie spannen jedoch genau das Feld auf, in dem künstlerische Strategien im urbanen Kontext und für urbanistische Fragestellungen wirksam werden können.

Den Begriff des „stillen Aktivismus“ habe ich vor einigen Jahren für meine künstlerische Praxis eingeführt, bei der ich mich seit Beginn der 1990er-Jahre mit der Frage befasse, wie verschiedene Publika zwischen Kunstkontext, Corporate Companies oder öffentlichem Raum angesprochen werden können und wie zwischen ihnen vermittelt werden kann. Stiller Aktivismus bezeichnet ein paralleles Agieren auf verschiedenen Ebenen. Anstatt Aktivismus im direkten Sinn zu propagieren, schaffe ich Situationen für dialogisches Handeln – mit dem Ziel, Normen zu hinterfragen und Grenzen zu überschreiten.

Barbara Holub

 

 

Abb. 1: Folke Köbberling „Testphase #4“, 2021

Abb. 2: Parade der Apfelbäume,Terra Nova Campus, 2021

Abb. 3: Albert-Einstein-Grundschule/ Parkplatz, 2022,

Abb. 4: Was ist die Norm? Filmscreenings, Café Smart, 2022

Abb. 5: Artist Talks, ehemalige Kaufhalle/Edeka im Rosenhof, 2022

Abb. 6: Apolonija Šušteršič„Aufrechter – Stürzender“ (Konzept), 2022

 

 

 

WE PARAPOM! 2021–2025. Ein Projekt für und mit Chemnitz

Barbara Büscher: Wie kam es zur Idee der Parade der Apfelbäume? Wie war die Entwicklung vom Bürger:innen-Vorschlag der Pflanzung von Apfelbäumen zur PARADE und worauf referiert dieser Begriff?

Barbara Holub: In der Vorbereitung des zweiten Bid Books (d. h. in der letzten Bewerbungsphase zur Kulturhauptstadt Europas) wurde ich 2020 zu einem Workshop nach Chemnitz eingeladen, um aus Ideen, die BürgerInnen eingebracht hatten, Kunstprojekte zu formulieren.[2] Eine dieser Ideen war es, 2000 Apfelbäume zu pflanzen. Das ehemals blühende Stadtzentrum von Karl-Marx-Stadt zeigt heute noch die urbanistische Vision als historisches Monument des damaligen sozialistischen Städtebaus. Die Straße der Nationen als Aufmarschboulevard, als Demonstrationsort politischer Macht, ist heute „untergenutzt“. Sie kann als interessanter und gleichzeitig unterschätzter Möglichkeitsraum betrachtet werden, um aus heutiger Perspektive grundsätzliche Fragen an die Repräsentation von Macht und an Demokratie zu stellen. Anknüpfend an das Thema Parade entwickelte ich also das Konzept für WE PARAPOM!: die europäische „Parade der Apfelbäume“, die querfeldein und über Grundstücksgrenzen hinweg verschiedene Viertel und soziale Hintergründe verbindet.

Mit WE PARAPOM! stellen wir also die Frage: Was wäre, wenn die Apfelbäume an der Macht wären? Welche Entscheidungen würden sie treffen im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen, auf unser Zusammenleben?

Um für das Zusammenleben von Menschen und anderen Geschöpfen, auch Pflanzen, auf unserem zerstörten Planeten neue Visionen zu eröffnen, prägte Donna Haraway den Begriff der „Kritter“ (Haraway 2018). So können die Apfelbäume von WE PARAPOM! als handelnde Subjekte betrachtet werden, die den Boden ebnen – für künstlerische Interventionen ebenso wie für das Engagement der Bevölkerung, von Institutionen und der Stadtverwaltung.

 

BB: Nach welchen Kriterien wurde die Route ausgewählt? Welche Gegenden und Territorien der Stadt werden durch die Route in Relation gebracht? In welcher Weise und was wurde vor dieser Entscheidung recherchiert?

BH: Die Auswahl der Route der Parade erfolgte aufgrund vieler, umfangreicher Begehungen und Stadtspaziergänge (mit meiner Partnerin Simone Becht vom Kulturamt der Stadt Chemnitz, Elke Falat u. a.), aufgrund von Gesprächen, intensiven Recherchen zur Stadtentwicklung und zu wesentlichen Institutionen, die heute unser soziales Zusammenleben betreffen. Darauf basierend beschlossen wir, eher bürgerliche Viertel wie den Kassberg (Jugendstilviertel) auszuklammern, zugunsten einer Routenführung , die möglichst sozial heterogene und städtebaulich spezielle Viertel einbinden sollte. Die Route bezieht deshalb verschiedene soziale Einrichtungen wie das Erstaufnahmezentrum für AsylbewerberInnen, Schulen und Jugendzentren ein. Die partizipatorischen künstlerischen Interventionen legen einerseits einen Schwerpunkt auf spezifische Situationen, etwa in Gablenz und im Fritz-Heckert-Gebiet, oder sie erstrecken sich über die gesamte Stadt.

Die Route beginnt im Norden mit dem Erstaufnahmezentrum des Landes Sachsen in Hilbersdorf (in einer Gegend, die schon fast ländlich anmutet), führt über das Klinikum Dresdner Straße zum Stadtteil Sonnenberg (ehemaliges Arbeiterviertel mit einem heute hohen Anteil an MigrantInnen) und dem Terra Nova Campus/„Entdeckerschule“ (einer jungen, sehr engagierten Schule für SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen). Hier fanden im November 2021 beim ersten öffentlichen Auftritt von WE PARAPOM! die ersten Pflanzungen der Parade statt.

Die Route führt weiter durch das Yorckgebiet und Gablenz[3], wo im März/April 2023 im Rahmen des dritten öffentlichen Auftritts von WE PARAPOM! weitere Pflanzungen stattfanden. Von dort aus geht die Route in Richtung Stadtzentrum, über die Innenstadt (Pflanzungen geplant für Herbst 2024), den Rosenhof, zum Park am Falkeplatz und zum Seniorenzentrum „Sen Vital“, wo im März/April 2022 im Rahmen des zweiten öffentlichen Auftritts von WE PARAPOM! Pflanzungen stattfanden.

Weiter führt die Parade über Alt-Chemnitz entlang der ehemaligen Fabriken (Pflanzungen geplant für Frühjahr 2024) bis zum Fritz-Heckert-Gebiet (der zweitgrößten Plattenbausiedlung der DDR). Hier fanden im Rahmen des ersten öffentlichen Auftritts von WE PARAPOM! im November 2021 auf dem Parkplatz der Albert-Einstein-Grundschule die ersten Pflanzungen statt, vorbereitet durch die künstlerische Intervention von Folke Köbberling. In Testphase #4 entsiegelte die Künstlerin in einem partizipatorischen Prozess und mühsamer Handarbeit die Orte für die Pflanzungen. Weitere großräumige Pflanzungen im Fritz-Heckert-Gebiet waren für Herbst 2023 geplant.

 

BB: Was bedeutet Entsiegelung des Bodens im Verhältnis zu welchen urbanen Situationen? Was wird mit dem Beton „aufgebrochen“ und in Frage gestellt?

BH: WE PARAPOM! greift als künstlerisches Projekt in komplexe Fragestellungen von Stadtplanungs- und gesellschaftlichen Prozessen ein – im Sinne von direktem Urbanismus ebenso wie mit stillem Aktivismus. Gesellschaftlich engagierte Kunstprojekte wie WE PARAPOM! nutzen ihre Stimme, um verschiedene widersprüchliche Interessen in ihrer Komplexität sichtbar zu machen, öffentlich zu diskutieren und durch die partizipativen Prozesse der Kunstprojekte sowie der Pflanzungen und deren Pflege (siehe Patenschaften) aktiv zu gestalten.

Aufgrund des Klimawandels und innerstädtischer Erwärmung wird das Thema der Bodenentsiegelung mittlerweile heiß diskutiert. Deshalb sind insbesondere die ökologischen Fragestellungen von WE PARAPOM! heute aktueller denn je – und gleichzeitig umso schwieriger, da sie in die Substanz eingreifen .

Die Parade der Apfelbäume soll genau an den schwierigen Orten eingreifen und nicht da gepflanzt werden, wo es leicht möglich ist. Es geht dabei nicht um Quantitäten, zum Beispiel um die Frage, bis wann 2000 x 2 Apfelbäume gepflanzt werden können, sondern vielmehr darum, dies als einen langfristigen Prozess zu verstehen und zu praktizieren, der weit über 2025 hinausreichen wird. Um die Fortführung dieses Prozesses zu ermöglichen und die Bedingungen für weitere Pflanzungen zu schaffen, sollten bis 2025 Strukturen für deren Pflege und die Pflege der Kunstprojekte geschaffen werden. Es ist also ein Prozess, der sich zwischen temporären Aktivitäten im Kontext der Kulturhauptstadt und langfristiger, nachhaltiger Planung bewegt.

Den „Boden aufzubrechen“ hat also auch eine symbolische Bedeutung für WE PARAPOM!: im Sinne dessen, dass unser Denken, getrieben von Effizienz, von Machbarkeit, in dem ein Abweichen von der Norm oder auch poetische Momente kaum Platz haben, verändert werden soll. Das ist ein wesentlicher Aspekt (im Sinne des stillen Aktivismus), der es ermöglichen kann, Sensibilität zu erzeugen dafür, wie wir anderen Werten von Gemeinschaft, von Ökologie – entgegen rein individuellen Interessen – wieder Raum verschaffen wollen und welche Qualitäten dies für unser Zusammenleben erzeugt. Die darin implizierte Poesie ist eine unterschätzte, nicht messbare Qualität und wird nicht als stadtplanerische Funktion berücksichtigt.

Chemnitz als Autofahrerstadt ist ein „hartes Pflaster“. Es ist immer schmerzhaft, in langjährige Gewohnheiten einzugreifen. Und das betrifft sowohl die BürgerInnen als auch die Stadtverwaltung. Aber wann gibt es eine bessere Gelegenheit für solche Veränderungen als die, Kulturhauptstadt zu werden/zu sein? Dies sollte im besten Sinne als „Ausnahmesituation“ begriffen werden, um all das auszuprobieren, was ansonsten nicht möglich erscheint – im Denken und im Handeln. Es braucht Visionen und Mut, um gegen Pragmatismus, gegen das Gewohnte aufzustehen. Das ist die Verantwortung, die wir uns und der nächsten Generation gegenüber haben.

Wenn es also Kritik gibt, die sich in der Frage äußert, wie denn Apfelbäume im innerstädtischen Klima überleben sollen, berührt dies das Fundament des Konzeptes von WE PARAPOM!. Mit diesem Projekt sind wir angetreten, um genau diese Frage umzudrehen: Welche Bedingungen brauchen Apfelbäume, um in der Stadt überleben zu können? Welche Konsequenzen hätte das für die Stadtplanung? Mit Donna Haraways Idee vom Kritter verbunden, wollen wir eine Spekulation in unseren Köpfen starten und exemplarische, zukunftsweisende Beispiele entwickeln. Damit kann Chemnitz 2025 internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und eine Vorreiterrolle einnehmen, indem es wagt, radikale Fragen zu stellen und entsprechende Handlungen zu setzen.

Dazu kann man Kunst „nutzen“. Gesellschaftlich engagierte Kunst – so wie ich sie verstehe – hat nicht die Rolle zu „gefallen“ oder es jemandem „recht zu machen“. Kunst und partizipative künstlerische Projekte brechen Strukturen auf, laden die TeilnehmerInnen ein, diesen Prozess mitzugestalten und neue Erfahrungen zu machen. Partizipative Prozesse adressieren differenzierte Öffentlichkeiten – je nach Projekt –, aber immer auch die Stadtverwaltung, die eine maßgebliche Rolle spielt, um sie zu ermöglichen.

 

BB: Wie sieht die Adressierung und partizipative Einbindung welcher Gruppen der Stadtgesellschaft aus?

BH: Das Involvieren von verschiedenen Institutionen, Organisationen und der Bevölkerung erfolgte spezifisch in Bezug auf die jeweiligen künstlerischen Projekte als längerfristiger Prozess sowie für die Pflanzungen der Parade.

Die KünstlerInnen, die ich für WE PARAPOM! einlud, arbeiten nahezu alle mit partizipativen Praktiken und haben darin langjährig Erfahrung. Sie haben dafür renommierte Kunstpreise erhalten bzw. wesentlich den Kunstdiskurs geprägt, so Suzanne Lacy mit dem Begriff „New Genre Public Art“[4]. Die KünstlerInnen wurden für site visits eingeladen, um für den jeweiligen Kontext oder für die gesamte Stadt ein Konzept zu entwickeln – entsprechend ihrer künstlerischen Praxis und basierend auf Vorgesprächen, in denen sie ihre Interessen an Chemnitz 2025 für WE PARAPOM! formulierten.

So entstanden bereits Kooperationen im Fritz-Heckert-Gebiet mit dem Jugendzentrum UK, dem Jugendzentrum Compact, der Albert-Einstein-Grundschule und der WG (Wohnbaugenossenschaft) Einheit für Alle Plätze sind Spielplätze (Installation von drei permanenten Spielsituationen von Amica Dall/ex-Assemble in Kooperation mit StudentInnen der Angewandten Kunst Schneeberg/Klasse für Holzgestaltung, Jacob Strobel), der Albert-Einstein-Grundschule für das Projekt Testphase #4 von Folke Köbberling[5], dem Terra Nova Campus (Pflanzungen der Parade), der TU Chemnitz (Kooperation zur Entwicklung nachhaltiger Materialien für die Konzeption von „Schleifen“ zur Markierung der Parade der Apfelbäume in Zusammenarbeit mit der Angewandten Kunst Schneeberg, Workshop geleitet von Alina Herzau und Thomas Knoth), dem ASA ff. e. V./Frauke Wetzel (u. a. für das Projekt von Tiffany Chung zur Einbindung der vietnamesischen Community). Tiffany Chung kooperierte für ihr Projekt Towards the Sublime[6] weiter mit dem Museum für Naturkunde. Für den Chemnitz Pavillon (ein „Sticker-Book“), der während der Venedig Biennale 2024 vor dem Deutschen Pavillon gezeigt werden sollte, hat Jaspar Joseph-Lester bereits viele Personen individuell eingebunden, um Sticker zu konkreten Orten in Chemnitz zu produzieren. Der Chemnitz Pavillon wird so zu einer Art alternativem Stadtführer.[7]

In Gablenz (am Rande des Gablenzparks, der nach Plänen der Landschaftsarchitektin Uta Gehrhardt bis Herbst 2023 neu gestaltet wird) installierte Zbyněk Baladrán den New Social Contract. Sein Projekt sollte von diversen Veranstaltungen zum Thema Arbeit (u. a. in Kooperation mit Ralf Hron/DGB Sachsen) begleitet werden. Pia Lanzinger wollte einen kollektiven Chor (mit Schwerpunkt im Fritz-Heckert-Gebiet) mit BewohnerInnen aufbauen (in Kooperation mit dem KOMPLEX-Theater/Heda Bayer). Irene Suchy und Michael Mautner planten die Vergabe von Kompositionsaufträgen zur Aufführung entlang der „Parade“ (in Kooperation mit Nancy Gibson/Städtische Musikschule sowie mit KünstlerInnen und MusikerInnen aus Chemnitz). Suzanne Lacy wollte sich insbesondere mit dem Thema Migration befassen und dazu mit relevanten Organisationen und Communities in Chemnitz kooperieren. Apolonija Šušteršič konzipierte einen Entwurf für eine permanente Platzgestaltung im Fritz-Heckert-Gebiet, für dessen Programmierung sie mit Jugendlichen vor Ort zusammenarbeiten wollte. Claudia Bosse wollte sich intensiv mit der Geschichte von Wismuth und Renaturierungsprozessen sowie dem Porphyr-Steinbruch in Chemnitz befassen. Die Pflanzungen der Parade im Frühjahr 2023 im Yorckviertel und in Gablenz erfolgten in Zusammenarbeit mit der Wohnbaugenossenschaft GGG.

Transparadiso reagierte auch auf funktionale Schwierigkeiten und „missing things“, die sich 2022 aufgrund mangelnder Bewässerungsmöglichkeiten der Apfelbäume zeigten, und plante deshalb einen „Wasserwagen“ als benutzbare Installation. Damit sollte sowohl ein öffentlicher Treffpunkt geschaffen als auch „ambulante Wasserwagen“ in verschiedenen Vierteln den BewohnerInnen zur Verfügung gestellt werden (in Zusammenarbeit mit der GGG, der WG Einheit und anderen Wohnbaugenossenschaften).

Weitere Projekte/künstlerische Interventionen waren geplant von Samson Young, Christine und Irene Hohenbüchler sowie Isa Rosenberger. Im Rahmen der großen Ausstellung WE PARASPOM! im Jahr 2025 sollten weitere künstlerische Performances und Installationen stattfinden. International waren vielfältige Kooperationen geplant, um WE PARAPOM! über Chemnitz hinaus in seiner europäischen Dimension sichtbar zu machen. Ein wesentliches Projekt war dabei History of the Apple Trees (Arbeitstitel) von Zdena Kolečková als Kooperation mit Ustí nad Labem (Partnerstadt von Chemnitz; kuratiert von Michal Kolecek), das die immer noch beeinträchtigte Beziehung zwischen Deutschland und Tschechien sowie die Geschichte des Sudetenlands – basierend auf der Rolle von Apfelbäumen – thematisieren wollte.

 

BB: Wie verstehst du – allgemeiner gesprochen und über das konkrete Projekt WE PARAPOM! hinausgehend – das Verhältnis von künstlerisch-kuratorischen Prozessen bzw. Entscheidungen und dem allgemeinen Ruf nach Partizipation?

BH: Es ist mir wichtig, diesem Verhältnis genauer nachzugehen, in Bezug auf einen allgemeinen Anspruch und Ruf nach Partizipation und die damit verbundene Erwartungshaltung von Stadt und Stadtbevölkerung zu beleuchten, da hier oft eine Vermischung von Interessen stattfindet.

In den letzten zehn Jahren hat sich ein umfassender kritischer Kunstdiskurs zum Thema Partizipation entwickelt, die in der Stadtplanung nochmal anders diskutiert wird (Mießen 2010 u. a.). Hier möchte ich insbesondere auf zwei grundlegende Haltungen verweisen, die sich in den „dialogischen Praktiken“ einerseits und „antagonistischen Praktiken“ andererseits spiegeln[8]. WE PARAPOM! ist auf Dialog (und nicht auf Konfrontation) ausgerichtet.

Insbesondere bei der Stadtplanung wird Partizipation oft als Feigenblatt verwendet. Das heißt Entscheidungen können von den eingeladenen Beteiligten nur noch im kleinen Rahmen, quasi alibimäßig, getroffen werden, anstatt sie als „urban practitioners“ gleichwertig zu denjenigen, die für die Stadtplanungsämter planen, in den Planungsprozess einzubinden. Dem oft sehr allgemeinen Ruf nach Partizipation muss also differenziert begegnet werden. Die grundsätzlichen Fragen sind: Welche Erwartungshaltungen richten sich an Personen, die in partizipative Prozesse eingebunden werden? Wie erfolgt die Auswahl dieser Personen? Wer entscheidet das?

WE PARAPOM! habe ich als partizipatives, kumulatives Kunstprojekt konzipiert – sowohl hinsichtlich der Beteiligung von BewohnerInnen als PatInnen für die Apfelbäume als auch in Bezug auf die Beteiligung an den künstlerisch-urbanen Interventionen. Entsprechend den jeweiligen Projekten und inhaltlichen Anliegen der KünstlerInnen werden Menschen in einen kollaborativen Prozess eingebunden. Durch diese kumulative Art und Weise von WE PARAPOM! sollten sich verschiedene Verknüpfungen unter den Beteiligten entwickeln und somit ein Netzwerk von neuen Gemeinschaften gefördert werden.

Von Beginn an war WE PARAPOM! mit vielfältigen Erwartungshaltungen konfrontiert, die sich jedoch hauptsächlich auf die Pflanzungen der Apfelbäume und die Patenschaften fokussierten und die Komplexität als Kunstprojekt ignorierten. Die mangelnde Kommunikation der grundsätzlichen Ausrichtung und der Anliegen von WE PARAPOM! als gesellschaftlich engagiertem Kunstprojekt, das wesentlich in städtebauliche Strukturen eingreift (siehe Bodenentsiegelung, Klimawandel etc.) und die Parade der Apfelbäume als Auslöser für Themen wie Migration, Arbeitsbedingungen, Hinterfragung von Normen usw. betrachtet, die in künstlerisch-urbanen Interventionen adressiert werden, hinterlässt zunehmend Fragen und Frustrationen.

Es wäre ein grundsätzliches Missverständnis, dass ein Kunstprojekt wie WE PARAPOM! die gesamte Bevölkerung ansprechen oder involvieren könnte. Das ist nicht die Aufgabe von Kunst, da Kunst prinzipiell, wenn sie aus einer kritischen Perspektive agiert und insbesondere als stiller Aktivismus, eine allgemeine Beteiligung von Massen hinterfragt. Es ist wichtig, diesen Erwartungshaltungen an Partizipation klar zu begegnen und zu zeigen, was gesellschaftlich engagierte Kunst aus meiner Perspektive als Künstlerin (und hier als Kuratorin von WE PARAPOM!) in diesem Zusammenhang kann und welche Ziele das spezifische Projekt verfolgt – und was Kunst nicht kann.

Kunst kann Visionen produzieren, die das, was als das Nicht-Machbare gilt, überwinden. Kunst kann Fragen in einer Form stellen, die sonst so nicht gestellt werden, und damit zu Diskussionen anregen. Kunst ist aber kein „Problemlöser“ für die großen gesellschaftspolitischen und sozialen Fragestellungen: Auch wenn gesellschaftlich engagierte Kunst gern in prekären Situationen angefragt wird, ist dies oft nur ein „Alibi-Interesse“, um dann wieder zu den üblichen, hauptsächlich auf wirtschaftlichen Interessen basierenden Planungsvorgängen zurückzukehren. Diese Form von Kunst sucht also nicht nach „Lösungen“, sondern zeigt die Komplexität gesellschaftlicher Probleme und schafft Räume für Verhandlungsprozesse. Kunst propagiert als eines der seltenen Felder in unserer Gesellschaft humanistische Qualitäten, die jenseits von Pragmatismus, funktionalen Aspekten und dem Funktionieren agieren und normiertes Denken sowie die „Norm“ selbst hinterfragen. Kunst kann nicht soziale Probleme lösen. Kunst greift nicht direkt in politische Prozesse ein, sondern agiert aus einer Position des „Außen“. Sie nutzt diesen Blick von außen, um andere Sichten auf gewohnte Verhaltensweisen, Denkarten und Einordnungen zu eröffnen.

 

BB: Kann man von zwei Ebenen oder Aspekten des Projekts sprechen: einerseits Apfelbäume/Parade, Aktivitäten der Pflanzung und Patenschaften sowie andererseits die Einladung an Künstler:innen(-gruppen)? Wie geschieht die Verzahnung?

BH: WE PARAPOM! ist ein komplexes Kunstprojekt, das aus den zwei erwähnten Aspekten besteht. Beide Aspekte verknüpfen sich in einem kumulativen Prozess – zeitlich und räumlich –, sodass sich ein wachsendes Netzwerk von WE PARAPOM! über die Stadtgesellschaft und den urbanen Raum aufspannt. Das heißt es erfolgt eine zunehmende Sichtbarkeit sowohl der Pflanzungen der Parade als auch der künstlerischen Interventionen.

Alle KünstlerInnen wurden aufgrund ihrer künstlerischen Praxis eingeladen, für WE PARAPOM! neue Projekte für spezifische Orte und Kontexte anlässlich der Themen von WE PARAPOM! zu entwickeln. Das Einlassen der KünstlerInnen auf den komplexen historischen Hintergrund wie auch auf die aktuelle Situation der Stadt, ihre individuelle Recherche und ihr Interesse an spezifischen Themen kennzeichnet die Projekte für WE PARAPOM!. Damit eröffnen die Kunstprojekte lokal und international eine neue Sichtweise auf die Stadt – jenseits der aktuell dominanten Rezeption von Chemnitz als Versammlungsort politisch rechter Kräfte.

Mit diesem Anliegen trat WE PARAPOM! in der Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025 an und hat damit wesentlich zum Gewinn des Titels beigetragen. WE PARAPOM! ist ein herausforderndes Projekt auf vielen Ebenen, da alle Beteiligten aufgerufen sind, gewohnte Pfade zu verlassen und sich Neuem zu öffnen. Dass dies nicht innerhalb der kurzen Zeit von vier Jahren des Vorbereitungsprozesses gelingen kann, war mir und allen Beteiligten, die von Beginn an bei der Konzeption von WE PARAPOM! mitgewirkt haben, bewusst. Die in Chemnitz nachwirkenden Traumata nach der Wiedervereinigung, in der die Stadt hinter Dresden und Leipzig zurückgelassen wurde, spiegeln sich – das ist meine Erfahrung – noch heute im Bewusstsein der Bevölkerung wider. Umso wichtiger wäre es, die Wirkungskraft gesellschaftlich engagierter Kunst insbesondere in einer Stadt, die von Industrie geprägt war – wodurch sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Blüte erreichte – und daraus resultierend immer noch vor allem Leistung und Effizienz als dominante Werte betrachtet, der Gesellschaft breiter zu vermitteln, somit humanistische Werte wieder neu zu etablieren, „Abweichungen von der Norm“ im Sinne einer heterogenen Gesellschaft einen Raum zu eröffnen und Diskussionen zu all diesen Themen jenseits von Populismus anzuregen.

Das Erleben von künstlerischen Momenten und Situationen – sei es als TeilnehmerIn oder als BetrachterIn – eröffnet neue Sichtweisen und Wahrnehmungen des eigenen Selbst und in Bezug auf Gemeinschaft, auch wenn sich dieses Bewusstsein womöglich erst mittelfristig einstellt und persönlich nachhallt. Das bedeutet stiller Aktivismus. Gesellschaftlich engagierte Kunst und partizipative künstlerische Praktiken bewerten diesen Prozess nicht. Die Erfahrung bleibt diskret bei der jeweiligen TeilnehmerIn.

 

Abbruch von WE PARAPOM!

WE PARAPOM! wurde im Mai 2023 abrupt abgebrochen – zu einem Zeitpunkt, als die meisten KünstlerInnen bereits in unmittelbarer Vorbereitung ihrer Projekte waren und diese sukzessive umgesetzt werden sollten. Sowohl für die involvierten Beteiligten als auch für die KünstlerInnen, die intensiv und gemeinsam in diesem Prozess gearbeitet haben, ist dies eine herbe Absage an ihr starkes Engagement.

Die KünstlerInnen haben sich aus ihren verschiedenen kulturellen Kontexten und künstlerischen Praxen auf Chemnitz eingelassen und wollten mit ihren Kunstprojekten einen Beitrag zur Neupositionierung der Stadt leisten, gemeinsam mit den beteiligten BürgerInnen und Institutionen. Die Absage an WE PARAPOM! stoppt also den komplexen partizipativen Prozess, bevor dieser in seiner Tragweite für die Stadtgesellschaft, für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 wirksam und im internationalen Kunstkontext als beispielgebendes Projekt, das die Themen unserer aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen vielfältig mit der Stadt und der Öffentlichkeit verhandelt, sichtbar werden konnte.

WE PARAPOM! trat genau dafür an und ein, Kritik als Produktivkraft für ein Verhandeln divergierender Interessen zu nutzen, anstatt nach einfachen „Lösungen“ zu suchen; Heterogenität nicht nur zuzulassen, sondern als treibende Kraft in einer demokratischen Stadtöffentlichkeit zu betrachten. WE PARAPOM! wollte in einem längerfristigen Prozess – weit über 2025 hinaus – dazu beitragen, in der Bevölkerung einen emanzipatorischen Prozess im Sinne des stillen Aktivismus zu befeuern.

 

Abb. 7: Parade der Apfelbäume Yorckviertel, 2023

Abb. 8: Zbyněk Baladrán „New Social Contract“, 2023

Abb. 9: Kathrin Wildner “Schule des städtischen Handelns: Gablenz hören”, 2023

Abb. 10: Tiffany Chung „Towards the Sublime“, Naturkundemuseum, 2023

Abb. 11: KOUBS von Magdalena Sander und Charlotte Quasdorf für „Alle Plätze sind Spielplätze“ (ein Projekt von Amica Dall), 2023

Abb. 12: Jaspar Joseph-Lester „Chemnitz Pavilion“, 2023

 

 

 

Geplanter (und bis zum Juni 2023 realisierter) Ablauf von WE PARAPOM! bis 2025 (Auszug)

2020

Recherche der Route der Parade und Planung der künstlerischen Interventionen und des Gesamtkonzepts

2021

Erster öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!: Testphase #4 von Folke Köbberling, Albert-Einstein-Grundschule, Fritz-Heckert-Gebiet; Pflanzungen am Terra-Nova-Campus

2022

Zweiter öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!: Filmprogramm an verschiedenen Orten in und um das Museum Gunzenhauser (kuratiert von Beate Kunath); Pflanzungen am Sen Vital-Seniorenzentrum und im Park am Falkeplatz

2023

Dritter öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!:

Gablenz 31.3.–2.4.2023

1) New Social Contract von Zbyněk Baladrán, Installation

2) Pflanzungen der Parade (anknüpfend an Terra-Nova-Campus) im Yorckgebiet und in Gablenz

3) Schule des städtischen Handelns: Gablenz hören, Hörspaziergänge von Kathrin Wildner

4) Artist talks von Claudia Bosse/theatercombinat (D/A), Folke Köbberling (D), Irene Suchy/Michael Mautner (A) und Zbyněk Baladrán (CZ). Moderation: Sabine Maria Schmidt (Kuratorin/Kunstsammlungen Chemnitz)

Tiffany Chung: Towards the Sublime (Filmaufnahmen des petrified forests in Arizona), April 2023

Mai 2023

1) Tiffany Chung: Filmaufnahmen in Chemnitz zu versteinertem Wald

2) Jaspar Joseph-Lester: Arbeiten am Sticker-Book für den Chemnitz Pavilion

Juli 2023 (geplant, abgesagt)

Site visits von Suzanne Lacy, Samson Young, Isa Rosenberger, Christine und Irene Hohenbüchler

Vierter öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!:

Fritz-Heckert-Gebiet, Herbst 2023

1) Alle Plätze sind Spielplätze von Amica Dall (in Kooperation mit Angewandter Kunst Schneeberg), Realisierung: September 2023

2) Platzgestaltung von Apolonija Sustersic, erste Phase: November 2023 (abgesagt)

3) Pflanzungen der Parade (abgesagt)

4) Pia Lanzinger, erste Übungen des Chors (abgesagt)

5) Claudia Bosse, „Verwundete Landschaft“ (Arbeitstitel), erste Übungen zur Konzeption (abgesagt)

6) Irene Suchy/Michael Mautner, erster Auftritt und Arbeiten für Kompositionsaufträge (abgesagt)

Weitere geplante Events und Projekte, September 2023 (abgesagt)

1) öffentliches kollektives Apfelsaft-Pressen, Theaterplatz Chemnitz

2) Go, Apple Tree, Go!, Konzeption und Programmierung der Spiele-App

Alles Weitere wurde abgesagt:

2024

Fünfter öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!

Alt-Chemnitz, Frühjahr 2024

1) Tiffany Chung, „Towards the Sublime“ (Arbeitstitel)

2) transparadiso, „Wasserwagen“ (Arbeitstitel)

3) Pflanzungen der Parade

4) Pia Lanzinger, „Chor“ (Arbeitstitel), Aufführungen

5) Irene Suchy/Michael Mautner, erste Musikintervention mit dem Ensemble REIHE Zykan+ in Verbindung mit einer „Pommenade“, Aufführung der ersten Auftragskomposition für das Ensemble in Verbindung mit lokalen MusikerInnen und PartnerInnen

6) Suzanne Lacy, Prozess der Realisierung

7) Go, Apple Tree, Go!, weitere Programmierung der Spiele-App

8) Jaspar Joseph-Lester, Präsentation des „Chemnitz Pavilion“, Venedig Biennale

Sechsteröffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!

Innenstadt, Herbst 2024

1) Pflanzungen der Parade

2) Claudia Bosse, „Verwundete Landschaft“ (Arbeitstitel), Realisierung: Spätsommer 2024; Ort: Teufelsbrücken

3) Pflanzungen der Parade

4) Irene Suchy/Michael Mautner, zweite Musikintervention mit dem Ensemble REIHE Zykan+ in Verbindung mit einer „Pommenade“, Aufführung der zweiten Auftragskomposition für das Ensemble in Verbindung mit lokalen MusikerInnen und PartnerInnen

5) Pia Lanzinger, „Chor“ (Arbeitstitel), Aufführungen

6) Isa Rosenberger, Realisierung: 2024/25

7) Suzanne Lacy, Prozess der Realisierung

8) Samson Young, Prozess der Realisierung

9) Christine und Irene Hohenbüchler, Prozess der Realisierung

 

2025

1) Michal Holecek/Zdena Holeckova, „Apple Tree“ (Arbeitstitel), Kooperation von Chemnitz und Ustí nad Labem

2) Barbara Holub, digitales Billboard of Migration, Installation in der Bahnhofshalle Chemnitz Hbf

3) Ausstellung WE PARAPOM!:

Hier sollten die bereits realisierten Kunstprojekte gezeigt werden, durch weitere Kunstprojekte und Objekte in Bezug auf die Themen von WE PARAPOM! und durch kulturwissenschaftliche Betrachtungen und Objekte ergänzt. Zusätzlich sollten Performances stattfinden und Installationen im Umfeld der Ausstellung realisiert werden.

4) Christine und Irene Hohenbüchler, Realisierung

5) Samson Young, Realisierung

6) Isa Rosenberger, Realisierung

7) Suzanne Lacy, Realisierung

8) Go, Apple Tree, Go!, Realisierung der Spiele-App (zwischen analog und digital)

7) weitere Pflanzungen zur Ergänzung der Parade

8) Etablierung einer Organisation zur Betreuung der weiteren Pflanzungen, zur Pflege der Parade sowie zur Betreuung der permanenten Kunstprojekte

 

 

Literatur

Bishop, Claire. Artificial Hells: Participatory Art and the Politics of Spectatorship. London 2012.

Haraway, Donna. Unruhig Bleiben. Frankfurt/Main 2018.

Hill, Jonathan (Hg.). Occupying Architecture. Between the Architect and the User. London/New York 1998.

Holub, Barbara und Paul Rajakovics. Direkter Urbanismus. Nürnberg 2013.

Holub, Barbara und Christine Hohenbüchler (Hg.). Planning Unplanned. Darf Kunst eine Funktion haben? Towards a New Role of Art in Society. Nürnberg 2015.

Kester, Grant H. The One and the Many: Contemporary Collaborative Art in a Global Context. Durham 2011.

Mießen, Markus. The Nightmare of Participation. Crossbench Praxis as a Mode of Criticality. Berlin 2010.

 

 

 

[1] So habe ich die kollaborativen Praktiken, die aus verschiedenen Disziplinen kommen, in meinem Forschungsprojekt „Planning Unplanned“ bezeichnet; siehe Holub/Hohenbüchler 2015.

[2] Ein wesentlicher Kritikpunkt der EU-Kommission nach der Vorlage des ersten Bid Book (= Bewerbungsmappe) war, dass diese Ideen gewürdigt wurden, aber die Kunst fehle. Das zweite Bid Book von Chemnitz findet sich hier: https://chemnitz2025.de/bidbook/, 7.6.2023

[3] Etymologisch leitet sich der Name Gablenz von slawischen Bezeichnungen für „Apfel“ ab. Seit den 1960er-Jahren ist das Quartier von Wohnungsbau geprägt, nachdem die dort angesiedelten Fabriken im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Siehe dazu die Studie von Johanna Richter und Sara Enab, die ich 2022 im Rahmen von WE PARAPOM! als Grundlage für die künstlerischen Interventionen beauftragt habe: https://weparapom.eu/Route-der-Parade, 6.6.2023.

[4] New Genre Public Art: https://www.tate.org.uk/art/art-terms/n/new-genre-public-art, 6.6.2023.

[5] https://weparapom.eu/Kunstprojekte-Urbane-Interventionen, 6.6.2023.

[6] Ebd.

[7] Der „Chemnitz Pavilion“ steht in Bezug zum „Dallas Pavilion“, den Jaspar Joseph-Lester 2013 auf der Biennale in Venedig realisiert hat: https://www.rca.ac.uk/research-innovation/research-highlights/current-research/the-dallas-pavilion/, 6.6.2023.

[8] Siehe dazu einerseits Grant Kester, der „dialogische künstlerische Praktiken“ propagiert (Kester 2011) und andererseits Claire Bishop, die eine Position von Antagonismus vertritt (Bishop 2012).

 

 

 

Bildnachweise und ergänzende Informationen:

Abb. 01 Folke Köbberling „Testphase #4 – Entsiegelungen in Chemnitz“, 2021 (1. öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!), Foto: © Barbara Holub.
Abb. 02 Parade der Apfelbäume_Pflanzungen am Terra Nova Campus, 2021, Foto: © Barbara Holub.
Abb.03 Albert-Einstein-Grundschule/ Parkplatz: Gedeihen der Apfelbäume und grünen Inseln, 2022, Foto: © Barbara Holub.
Abb. 04 „Was ist die Norm?“, Filmscreenings kuratiert von Beate Kunath, 2022 (hier im Café Smart) (2. öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!), Foto: © Barbara Holub.
Abb. 05 Artist Talks von Zbyněk Baladrán, Amica Dall, Paul Rajakovics, Apolonija Šušteršič, 2022 (Aktivierung der ehemaligen Kaufhalle/ Edeka im Rosenhof als möglicher Projektraum für zeitgenössische Kunst), Foto: © Barbara Holub.
Abb. 06 Apolonija Šušteršič „Aufrechter – Stürzender“ (Konzept für partizipative Platzgestaltung im Fritz-Heckert-Gebiet), 2022, Abb. ©Apolonija Šušteršič.

Abb. 7 Parade der Apfelbäume_Pflanzungen im Yorckviertel, 2023, Foto: © Barbara Holub.
Abb. 08 Zbyněk Baladrán „New Social Contract“, 2023 (3. öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!), Foto: © Barbara Holub.
Abb. 09 Kathrin Wildner “Schule des städtischen Handelns: Gablenz hören” – Hörspaziergänge, 2023 (3. öffentlicher Auftritt von WE PARAPOM!), Foto: © Barbara Holub.

Abb. 10 Tiffany Chung „Towardsthe Sublime“, 2023 (Filmaufnahmen im Naturkundemuseum Chemnitz), Foto: © Barbara Holub.
Abb. 11 Amica Dall in Kooperation mit Studierenden von Angewandte Kunst Schneeberg „Alle Plätze sind Spielplätze“, 2023 (hier: „WEBARANANA“ - Projekt von Magdalena Sander und Charlotte Quasdorf für das Jugendhaus UK, Fritz-Heckert-Gebiet), Foto: © Magdalena Sander und Charlotte Quasdorf.

Abb. 12 Jaspar Joseph-Lester „Chemnitz Pavilion“, 2023, Foto: © Barbara Holub.