MEDIEN UND VERFAHREN DES AUFZEICHNENS

AUFZEICHNEN. TRANSFORMIEREN – Wie Wissen über vergangene Aufführungen zugänglich werden kann.

Barbara Büscher (Leipzig / Köln)
Wenn wir Dokumente oder Spuren von Performances bzw. Aufführungen als mediale Transformationen verstehen, deren technisch-apparative und ästhetisch-diskursive Bedingungen reflektiert werden müssen, so verbinden sich mit der Frage nach deren medialem Charakter jene nach den Verfahren ihrer Herstellung, nach den Methoden der Transformation und nach den damit verbundenen Handlungen zu ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung. Medial verschiedene Praktiken des AUFZEICHNENs – sei es in Schrift, Zeichnung, Diagramm oder audio-visueller Speicherung, analog und digital - werden als Prozess, z.B. in Hinblick auf ihre Aufnahmemodi, und im Verhältnis zueinander beschrieben. Anhand einer medientheoretisch fundierten Analyse soll skizziert werden, in welchen Funktionszusammenhängen welches Artefakt eine spezifische Aussagekraft hinsichtlich des Ereignisses / der Performance hat.

A Conversation on Motion Bank

Scott deLahunta, Florian Jenett, Franz Anton Cramer
On 3 February 2015, Motion Bank collaborators Scott deLahunta and Florian Jenett, met Franz Anton Cramer in Frankfurt/M. for a three-hour conversation on principles and workflows leading to the creation of the digital platform Motion Bank. The conversation focuses on questions of documentation, capturing, and re-expressing movement phenomena from a digital perspective.

Open to the public: Strategies for a museum archive

Jasmin İhraç (Berlin)
How could a contemporary archive in an art institution be organized, what can or should its parameters be? In recent years archiving has become an important subject for museums and galleries as they consider and organize the documentation and accessibility of their past activities and exhibitions. The article deals with the Fundació Antoní Tàpies in Barcelona and its special programmes to engage visitors in working with archive material in the museum space. The institutional framework developed at the Fundació includes the activation of different visitor groups, the establishing of online tools and the creation of new exhibitions based on archive material. These aspects aim at an open access to the archive for the public.

(Auf-)Zeichnung von Bewegung

Elisabeth Heymer (Berlin)
Zeichnung wird häufig als ein Medium verstanden mithilfe dessen man seine Idee direkt auf das Papier bringen kann. Diese vermeintliche Unmittelbarkeit von Zeichnung hat historisch zu der Vorstellung geführt, Zeichnung sei besonders eng mit dem Denken verknüpft bzw. bilde eine direkte Projektion der Ideen des Künstlers. Diese Charakteristika der Zeichnung, sowohl ihre mimetische Funktion als auch die unmittelbare Sichtbarmachung von gedanklichen Prozessen sollen im Folgenden in ihrer Beziehung zu Performance Art betrachtet werden. Näher betrachtet werden dazu die Arbeiten „[Swi:t] Home: One Year of my Life“ von Elena del Rivero und „Va Heng Noodle Family“ von Morgan O’Hara. Wie gezeigt werden wird, verdeutlichen beide Arbeiten auf unterschiedliche Weise zeitliche Vorgänge und machen sie auf ihre spezifische Art und Weise für den Betrachter erst sichtbar.

Performative Writing – Schreiben als Kunst der Aufzeichnung

Isa Wortelkamp (Berlin)
Mit der kritischen Revision wissenschaftlicher Schreibweisen, die seit den 1990er Jahren vor allem im angloamerikanischen Diskurs von Performancetheoretikerinnen wie Della Pollock oder Peggy Phelan unter dem Begriff des Performative Writing unternommen wurde, tritt das Schreiben als Akt und Aktion sowie als Prozess und Produktion des Schreibenden in seinen eigenen Bedingungen hervor. Es kommt zu einer Verschiebung des Was zum Wie wodurch auch die Gestalt und Gestaltung von Struktur und Textur des Geschriebenen lesbar werden. Anhand von künstlerischen Auseinandersetzungen mit Formen der Übertragung von Bewegung in die Zeichnung und experimentellen Schreibprojekten der Verfasserin wird gefragt, was in den performativ verfassten Aufzeichnungen von Aufführungen sicht- und lesbar wird.

Keimzellen der Avantgarde - Yasuo Ozawas "Tokyo Experimental Performance Archive"

Ulrike Krautheim (Tokyo)
Das „Tokyo Experimental Performance Archive“ wurde 2014 von Yasuo Ozawa, einem unabhängigen Produzenten im Bereich Musik- und Tanz-/Körperperformance initiiert. Im ersten Jahr des zunächst auf eine Dauer von drei Jahren angelegten Projekts wurden sechs Performances von Künstlern, die der japanischen experimentellen Musik- und Tanzszene zuzurechnen sind, filmisch dokumentiert und auf einer projektbezogenen Website im Internet veröffentlicht. In einem Gespräch mit der Autorin erläutert Ozawa seine Vorstellung von einem Archiv als ‚kreativer Kommunikationsplattform’, seine Kurz- und Langzeitvision des „Tokyo Experimental Performance Archive“, sowie seinen Kampf mit den Windmühlen der japanischen Bürokratie.